Mit Hochdruck testen die Hersteller, wie sich per Software und Datensammeln das Fahren sicherer, bequemer und lustvoller machen lässt. Jaguar Land Rover stellte jetzt ein selbstlernendes Auto vor.
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Google? War gestern. Was der Internetriese aus dem kalifornischen Mountain View kann, können selbstlernende Autos der Marken Jaguar und Land Rover bald besser: Verhalten und Persönlichkeit ihrer Nutzer genau analysieren, daraus ihre Schlüsse ziehen und zur richtigen Zeit die richtigen Optionen anbieten.
Der britische Autobauer stellte jetzt im heimischen Gaydon ein System vor, das zum Beispiel dank eines neuen Lernalgorithmus und des passenden Smartphones erkennt, welche Personen sich gerade im Fahrzeug befinden - und das deren Vorlieben und Fahrstile ebenso lernt, wie ihre Eigenarten und persönliche Daten. So greift die Software etwa auch auf diverse Variablen wie persönliche Kalendereinträge, Tageszeit, Verkehrslage oder Wetterverhältnisse zurück und versucht, auf Basis all dieser Daten Vorhersagen über Verhalten und Absichten der Fahrers zu treffen.
Beispiel gefällig? Anhand der zusammengeführten Daten weiß das selbstlernende Auto zum Beispiel, dass sein Fahrer auf der Fahrt zum Fitnessstudio eine bestimmte Temperatur zum Aufwärmen schätzt, es auf der Rückfahrt aber lieber etwas kühler mag. Entsprechend stellen sich die Temperatur der Klimaanlage und der Sitze von selbst ein. Genießt der Fahrer zu einer bestimmten Tageszeit - etwa auf dem Weg vom Büro nach Hause - gerne die Massagefunktion des Sitzes, lernt das Auto auch das und schlägt den Einsatz der Massage bei der nächsten vergleichbaren Fahrt von selbst vor.
Aus den Terminen im Kalender programmiert der Wagen anhand der anstehenden Termine von selbst das Navigationssystem - möglichst staufrei und mit Blick auf die aktuelle Verkehrslage. Ist die nächste Tennisstunde fällig? Das Auto erinnert per Nachricht auf das Smartphone daran, die Sporttasche nicht zu vergessen. Droht auf dem Weg zum nächsten Termin eine Verspätung? Das Auto bereitet von sich aus schon mal eine entsprechende eMail oder einen Anruf vor. Bereits wenn ein Passagier einsteigt, erkennt ihn das System und stellt Spiegel, Lenkrad und Sitze entsprechend ein.
Info-Grafiken mit hoher Auflösung zeigen einen Ausblick auf die Straße oder Rennstrecke, die vor dem Fahrzeug liegt
Erkannt werden auch persönliche Fahrstile - und Gaskennung, Federung oder die Reaktion auf verschiedene Untergründe entsprechend eingestellt. Selbst, wer in einen Mietwagen einsteigt, bringt seine persönlichen Kennlinien mit: "Mietet jemand künftig zum Beispiel einen intelligenten Jaguar oder Land Rover, wird er von dem Leihwagen sofort erkannt und mit den aus seinem eigenen Modell vertrauten Einstellungen empfangen," verspricht Wolfgang Epple, bei Jaguar Land Rover für Forschung und Technik zuständig.
Die Absicht dahinter ist bei Jaguar durchaus edel: "Wir verfolgen in erster Linie das Ziel, Ablenkungsfaktoren für den Fahrer zu minimieren und so Unfälle zu vermeiden," sagt Epple. Er verspricht mehr als nur die Nutzung von selbstlernenden Programmen für Navigation und Verkehrsvorhersagen: "Wir können die über den Fahrer gesammelten Daten dazu nutzen, ein vollkommen personalisiertes Fahrerlebnis und deutlich mehr Fahrspaß zu realisieren."
Damit der Fahrer trotzdem immer im Bilde bleibt, haben die Ingenieure von Jaguar zudem eine "Virtual Windscreen" entwickelt - die gesamte Windschutzscheibe wird zum Display. Schlagwort: "Augmented Reality". Info-Grafiken mit hoher Auflösung zeigen einen Ausblick auf die Straße oder Rennstrecke, die vor dem Fahrzeug liegt. So markiert etwa eine optisch vor das Auto auf den Asphalt gelegte virtuelle Linie die Ideallinie einer Rennstrecke oder gibt - etwa durch den Wechsel der Farben - Empfehlungen für den idealen Brennpunkt. "Ghost Car Racing" nennt sich die Funktion, das eigene Auto aus einer früheren Runde auf das Display zu spiegeln oder das eines anderen Fahrers - gegen den man dann virtuell antreten kann. Selbst ein Slalomkurs lässt sich programmieren - mit künstlichen Pollern.
Schöne neue Autowelt.