Tabubrecher

Fahrbericht: BMW 218d Active Tourer
Der erste BMW mit Frontantrieb, der erste Van und der erste BMW mit Dreizylindermotor - der Active Tourer zeigt wie kein anderer, das sich die einstigen Münchner Fahrdynamiker gewandelt haben.

{gallery}news/2014-07-21-tabubrecher{/gallery}

Dauerregen trifft auf Frontantrieb. BMW hätte sich bei der ersten offiziellen Ausfahrt des 2er Active Tourer sicher besseres Wetter gewünscht. Doch es kübelt rund um Innsbruck wie aus Eimern - und so dauert er nicht lang, bis in einer unspektakulären Kurvenkombination über das Lenkrad spürbare Antriebskräfte auf die Hände des Fahrers einwirken. Das hat es in einem BMW noch nie gegeben. Motor vorn - Antrieb auch.

Das ist neu - und dem variablen Innenraum geschuldet. Unter der Motorhaube zögert sich der nächste Tabubruch derweil noch hinaus. Aktuell arbeitet beim BMW 218d Active Tourer der zwei Liter große Commonrail-Diesel, der als Vierzylinder ebenso laufruhig wie kraftvoll seine Arbeit verrichtet. 110 kW/150 PS und 330 Nm maximales Drehmoment zwischen 1.750 und 2.2250 U/min lassen vermuten, dass es sich dabei um die europäische Kernmotorisierung handeln dürfte. Ab Herbst soll der Active Tourer, der auf der gleichen Plattform wie die Mini-Generation und der kommende BMW X1 unterwegs ist, dann auch mit Allradantrieb folgen.

BMW erfindet sich neu - derzeit immer wieder. Erst der elektrische i3, dann der hybride Sportler i8 und jetzt die familiäre Allzweckwaffe 2er Active Tourer. Den Münchnern ist bei ihrer Umgestaltung der Marke nichts mehr heilig. Die in diesem Jahr erwarteten zwei Millionen verkauften Autos sollen nur ein Zwischenschritt sein. In den nächsten Jahren will sich BMW in ganz andere Dimensionen aufschwingen und räubert kräftig bei der Konkurrenz. Da tut es weh, dass Mercedes mit der B-Klasse, Opel mit dem Zafira oder Volkswagen mit dem Sportsvan seit Jahren ertragreiche Kunden abgreifen.

Also wird das pralle Modellportfolio mit einem Familienvan komplettiert - erst mit normalem Radstand und dann ab 2015 als Langversion mit sieben Sitzplätzen. Fahrdynamische Ansprüche interessieren bei diesen Kunden allenfalls am Rande. Vielmehr geht es um Variabilität, Platzangebot, Komfort und Effizienz.


Der Neuling sieht nicht nur ansprechend aus, er glänzt auch mit inneren Werten
Klar hat der knapp 1,5 Tonnen schwere Fronttriebler spürbare Antriebskräfte bei flotter Gangart. Doch stören wird es die Familienväter kaum, die erstmals die Chance haben, in einen BMW-Van umzusteigen. Der 4,34 Meter lange 2er Active Tourer wildert in komplett neuem Terrain - und dürfte deshalb weder bei den hauseigenen SUV noch bei den Kombis nennenswert kannibalisieren. Dagegen tut er der Konkurrenz weh - allen voran wohl B-Klasse und VW Sportsvan.

Der Neuling sieht nicht nur ansprechend aus, er glänzt auch mit inneren Werten. Vorne sitzt es sich auf den Stühlen reisetauglich angenehm und wohl konturiert. Hinten gibt es zumindest für zwei Erwachsene gute Platzverhältnisse - nur zu dritt wird es unkommod. Die Rückbank lässt sich zweiteilig um bis zu 13 Zentimeter verschieben und in drei Varianten umklappen. So lässt sich mit den 500 Kilogramm Zuladung einiges anfangen. Das Ladevolumen liegt zwischen 468 und 1.510 Litern. Die Heckklappe öffnet auf Tasterdruck oder Tritt unter der Heckschürze elektrisch und die Rundumsicht ist gut.

Cockpit und Bedienelemente - alle so, wie man es von BMW kennt. Übersichtlich, wertig und in diese Klasse bisweilen sogar eine neue Referenz. Abgesehen vom optionalen Head-Up-Display, das mit seinem ausklappbaren Anzeigemodul bei der Volumenkonkurrenz von Mazda, Peugeot und Citroen verzeihlich ist. In der Premiumklasse ist dies zu wenig. Da gefallen die zahlreichen Ablagen besser.

Dabei ist auch die Fahrdynamik des Active Tourer allemal überzeugend. Die Lenkung ist präzise, die manuelle Sechsgangschaltung schlicht eine Klasse für sich und über einen Schalter an der Mittelkonsole lassen sich die einzelnen Fahrmodi zwischen Eco, Normal und Sport variieren. Wer will, scheucht den BMW 218d in beachtlichen 8,9 Sekunden auf Tempo 100 und hat selbst auf kurvigen Landstraßen seine Freude. Die Höchstgeschwindigkeit von 205 km/h - allemal ausreichend in diesem Segment. Der Normverbrauch von 4,1 Litern Diesel dürfte zusammen mit dem Preis vor allem interessieren.

Fahrwerk, Abstimmung und die 150 PS überzeugen im ersten Alltagstest allemal. Wer mehr will, der wartet auf den 220d oder denkt über den 231 PS starken 225i nach. Später soll auch ein Plug-In-Hybride folgen, der die weniger als vier Liter Normverbrauch des BMW 216d noch unterschreitet. Doch der BMW 218d scheint im Active Tourer am besten zu passen. Mit mindestens 31.050 Euro gibt es günstigere Angebote - doch das dürfte kaum ein Hindernis für den Verkaufserfolg sein.

Kommentar schreiben

Image

Deine kostenlose Autowerkstatt

Die Online-Werkstatt bietet Dir modellübergreifende Reparatur-, Einbau-, Ausbau- und Umbauanleitungen (Howto’s). Bei der Bereitstellung dieser Daten setzen wir auf die Benutzer und möchten das Prinzip einer freien Enzyklopädie in den Vordergrund stellen.

Beliebte Bereiche